Johann Sebastian Bach

zurück

BWV 524
Titel Was sind das vor grosse Schlösser
Komponiert 1707, Weimar
Besetzung

Unbekannt

Sätze Arie: Was sind das vor grosse Schlösser
Kategorie Quodlibet
Kirchenjahr Zur Hochzeitsfeier von Johann Friedrich Fuchs mit Salome Römer
Autor des Textes Unbekannt
Text
Arie


Steiss


Was sind das vor grosse Schlösser,
Die dort schwimmen auf der See
Und erscheinen immer grösser,
Weil sie näher kommen her,
Ist es Freund oder Feind,
Oder wie ist es gemeint?
Was muss ich von fern erblicken,
Sagt mir, wer reit' dort herein ?
Trägt ein großes Rad am Rücken,
Der Henker muss gestorben sein!
Ei, wie reit' der Kerl so dumm,
Hat einen Trauermantel um.
Ergo tanto instantius debemus fugere terrena,
Quanto velocius aufugiunt caduca et vana.
Wer in Indien schiffen will,
Find' bei mir der Schiffe viel,
Ich bin eben kein Schiffersflegel,
Brauche weder Mast noch Segel,
Wie man in dem Texel tut;
Denn ein Backtrog ist ebensogut.
Notabene Knisterbart, was macht der Meister Schneider,
Mir plezt er meine Hosen, mir flickt er meine Kleider.
Braucht man den Backtrog vor den Kahn,
Ei, so kommt man übel an;
Dann man plumpt in den Teich so frisch
Und schwimmt darin wie ein Stockfisch,
Probatum est.
O ihr Gedanken,
Warum quälet ihr meinen Geist? - Backtrog! -
Warum wollet ihr wanken,
Da mich die Hoffnung feste stehen heisst.
Ei, wie sieht die Salome so sauer um den Schnabel,
Darum, weil der Pferdeknecht sie kitzelt mit der Gabel.
Ei, wie frisst das Hausgesind so gar viel Käs und Butter,
Wären sie Kälber gleich wie du, so frässen sie das Futter.
Wenn man mit dem Spinnrad sitzt auf einem großen Schimmel,
Reissen ihre Goschen auf fast alle Bauerlümmel;
Wenn man mit dem Spinnrad sitzt auf einem grossen Fuchsen,
Kriegen vor Gelächter die Leute fast den Schlucksen;
Wenn man mit dem Spinnrad sitzt auf einem großen Rappen,
Ei, da will der Trauermantel gar nicht dazu klappen;
Wenn man statt des Orlochschiffs den Backtrog will gebrauchen,
Ach, da wird man alsobald in das Wasser wie die Plumphecht tauchen.
Grosse Hochzeit, grosse Freuden,
Grosse Degen grosse Scheiden;
Grosse Richter, grosse Büttel,
Grosse Hunde, grosse Knittel;
Grosse Väter, grosse Söhne,
Grosse Goschen, grosse Zähne;
Grosse Pfeile, grosse Köcher,
Grosse Nasen, grosse Löcher;
Grosse Herren, grosse Wappen,
Grosse Fässer, grosse Zappen;
Grosse Gerste, grosse Körner,
Grosse Köpfe, grosse Hörner;
Grosser Hafer, grosse Trespen,
Grosse Pferde, grosse Wespen;
Grosse Weinberg, grosse Trauben,
Grosse Weiber, grosse Hauben;
Grosse Kugeln, grosse Kegel,
Grosse Bauren, grosse Flegel;
Grosse Jungfern, grosse Kränze,
Grosse Esel, grosse Schwänze;
Grosse Lachen, gross Gepatsche,
Grosse Frauen, gross Geklatsche;
Grosse Klöppel, grosse Trummel,
Grosse Wespen, grosse Hummel;
Grosse Leinwand, grosse Bleiche,
Grosse Backträg, grosse Teiche.
Ach, wie hat mich so betrogen der sehr schlaue Cypripor.
Urschel, brenne mir ein Licht an,
Dass ich dabei sehen kann!
Willst du mir kein Licht anzünden,
Will ich dich wohl im Finstern finden.
Ist gleich schlimm das Frauenzimmer,
Ist doch der Backtrog noch viel schlimmer!
Pantagruel war ein sehr lustiger Mann,
Und mancher Hofbedienter trägt blaue Strümpfe an,
Und streifte man denen Füchsen die Häutlein aus,
So gäb's viel nackigter Leute auf manchem Fürstenhaus.
Wären denen Dukaten die grossen Krätzen gleich,
So wäre unser Nachbar viel Millionen reich.
Mein Rücken ist noch stark, ich darf mich gar nicht klagen.
Du könntest, wie mich dünkt, wohl zwanzig Säcke tragen.
Das muss ein dummer Esel sein,
Der lieber Koffent säuft als Wein
Und in der kalten Stube schwitzt
Und statt des Schiffs im Backtrog sitzt!

Punctum


Dominus Johannes citatur ad Rectorem Magnificum hora pomeridiana secunda propter ancillam in corona aurea.
Studenten seind sehr fröhlich, wie ihr alle wisst,
Solang ein blutiger Heller im Beutel übrig ist.
Wär der Galgen Magnet und der Schneider Eisen,
Wie mancher würde noch heute an den Galgen reisen!
Wär ich König in Portugal, was fragt ich darnach,
Ein andrer möchte kippen mit dem Backtrog in Bach.
Bona dies, Meister Kürschner, habt ihr keine Füchse mehr!
Ich verkauf sie alle nach Hofe, mein hochgeehrter Herr.
Ich sahe eine Jungfer, die hat sehr stolz getan
Und hat doch wohl bei Urbens kein ganzes Hemde an!
Mancher stellt sich freundlich mit feiner Zung
Und denkt doch in dem Herzen wie Goldschmieds Jung.
In diesem Jahre haben wir zwei Sonnenfinsternissen,
Und zu Breslau auf dem Keller schenkt man guten Scheps,
Und in meinem Beutel regiert der fressende Krebs.
Hört ihr Herren allzugleich,
Was da geschehen in Österreich,
Hört ihr Herren allerhand,
Was da geschehen in Brabant,
Da hat geboren eine alte Frau
Eine junge Sau!
Seid freundlich eingeladen
Zum Topfbraten!
Ei, was ist das vor eine schöne Fuge!

Handschriften Stadtbibliothek, Leipzig; Bach Archiv, Leipzig

zum Seitenanfang