Johann Sebastian Bach

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BWV 463
Titel Herr, nicht schicke deine Rache
Komponiert 1736, Leipzig
Besetzung

Unbekannt

Sätze Arie: Herr, nicht schicke deine Rache
Kategorie Geistliche Arie (Schemelli Gesangbuch)
Kirchenjahr -
Autor des Textes Martin Opitz 1634
Text
Arie


1. Herr, nicht schicke deine Rache
über meine böse Sache,
ob sie wohl durch Übeltat
grossen Zorn verdienet hat.
Freilich muss sich dir bekennen,
Ursach hast du, sehr zu brennen;
Doch du wollest itzt allein
Vater und nicht Richter sin.


2.
Schicke lieber, o mir Armen,
für dem Eifer dein Erbarmen,
heile mich, denn ich vorhin
schwach und lagerhaftig bin.
Siehe, wie ich ab sei kommen,
wie mir alle Kraft benommen,
mache, Herr, es ja nicht lang.
Mark und Bein ist sterbekrank.

3.
Für der Sorgen, Pein und Schmerzen
ist kein Herz in meinem Herzen,
mein Gemüte, das dich liebt,
ist bis auf den Tod betrübt.
Mein Trost, kannst du noch verweilen?
Hat es keine Not zu eilen?
Macht denn deine Hülfe sich
Schwächer als der Kummer mich?

4.
Kehre wieder, wiederkehre,
eh ich mich in Angst verzehre,
reiche deine Hand, o Gott,
meiner Seele in der Not.
Zwar du möchtest sie wohl hassen,
weil sie selber dich verlassen,
doch betrachte dies darbei,
was dein Heil und Güte sei.

5.
Menschen, die nicht mehr im Leben,
die den Geist schon aufgegeben,
wissen nichts von Schuld und Pflicht
und gedenken deiner nicht.
Denn wer kann dir Ehr erweisen,
wer vermag dich wohl zu preisen,
wenn er schon liegt ausgestreckt,
und im tiefen Grabe steckt?

6.
Meine müden Seufzer sagen,
was der Mund nicht weiss zu klagen,
durch mein Weinen alle Nacht
wird mein Lager nass gemacht.
Meiner Augen heiße Zähren,
die mir Ruh und Schlaf beschweren,
quellen als ein Wasserfluss,
dass mein Lager schwimmen muss.

7.
Von der Pein, die ich empfunden,
ist mein Antlitz abgeschwunden,
Ungeduld macht die Gestalt
mir vor meinem Jahren alt;
denn ich muss von allen Seiten
mit dem losen Haufen streiten,
der mir antut Schmach und Spott
und mich ädert auf den Tod.

8.
Nu, ihr Übeltäter, ziehet;
ihr Tyrannen, auf, und fliehet;
geht, ihr Volk der Eitelkeit,
hin, woher ihr kommen seid;
denn der Herr sieht, wann ich weine,
dass ich dies mit Treuen meine,
meine Tränen fliessen hin
in sein Herz und beugen ihn.

9.
Er, der Herr, hat schon mein Flehen
mit Genaden angesehen,
mein Gemüte, das mich regt,
hat ihm seines auch bewegt.
Alsobald ich ihn gebeten,
ihm für Augen bin getreten,
hat auch seine Güte sich
ausgebreitet über mich.

10.
Für der ganzen Welt auf Erden
sollen die nur schamrot werden,
zittern auch vor Gott und mir,
die mich hassen für und für.
Weichen müssen sie zurücke
Plötzlich und ihm Augenblicke
und doch sehen auch dabei,
dass der Herr ein Heiland sei.

Handschriften -

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