| Text Arie
 | 1. Steh ich bei meinem Gott
 in unverrückten Gnaden,
 so kann mir keine Not
 an meiner Seelen schaden.
 Kommt gleich ein Unfall her,
 weiss ich, dass, der ihn sendet,
 der ihn zu seiner Ehr
 und meinem Besten wendet.
 
 2. Weil unser Arzt uns will
 die Wunden gründlich heilen,
 pflegt er nicht allzu sehr
 mit seiner Kur zu eilen,
 er nimmt nicht Öl allein,
 die Schmerzen stets zu lindern,
 es muss auch scharfer Wein
 das wilde Fleisch verhindern.
 
 3. Und wenn auch die Natur
 hierüber sich erschüttert
 und unter solcher Kur
 an allen Gliedern zittert
 merkt doch der Geist dabei,
 dass Gott durch diese Schmerzen
 den Tod in Lieb und Treu
 abtreibe von dem Herzen.
 
 4. Er spricht: Ist Ephraim
 nicht meine teure Krone?
 Ich weiss wohl, was ich ihm,
 als meinem lieben Sohne,
 vorlängsten zugesagt
 es muss mein Herze brechen,
 weil ihn der Kummer nagt,
 ihm freundlich zuzusprechen.
 
 5. Du bist, mein liebes Kind,
 selbst von mir abgewichen
 und unter manche Sünd
 der Wollust nachgeschlichen;
 ich aber habe dir
 durch alle Warnungsstufen
 mit brünstiger Begier
 beweglich zugerufen.
 
 6. Wie oftmal habe ich
 auch mitten in der Sünden
 dich lassen einen Stich
 in dem Gemüt empfinden?
 Wie oft hat nach der Tat
 die Pein in dem Gewissen
 dir einen guten Rat
 zur Bessrung geben müssen?
 
 7. Wie oft hast du die Schuld
 mir wieder abgebeten,
 dass du in meine Huld
 aufs neue möchtest treten?
 Wie oftmals aber ist
 der Bund von dir gebrochen,
 weil du mit Heuchlerlist
 die Busse hast versprochen?
 
 8. Sollt ich nicht zorniglich
 wie Adama dich richten
 und wie Zeboim dich
 bis auf den Grund zernichten?
 Ich hätt es Macht und Recht,
 doch muss ich mich des Armen,
 der sich als einen Knecht
 zu Füssen wirft, erbannen.
 
 9. Und O! wie will ich dir
 so viele Lieb erzeigen,
 wenn du mit Ernst zu mir
 des Herzens Ohr wirst neigen.
 Der Himmel selbst ist dein
 mit allen Seligkeiten,
 wo du wirst tapfer sein,
 die Krone zu erstreiten.
 
 10. Dies ist die süsse Stimm
 des allerliebsten Freundes;
 was acht ich nun den Grimm
 des argen Seelenfeindes.
 Im Glauben fahr ich fort,
 die Ehre zu erjagen,
 dass ich vor Jesu dort
 mög edle Palmen tragen.
 
 11. Und ist Geduld gleich Not,
 so will sie der doch geben,
 der uns durch seinen Tod
 erkaufet hat das Leben
 Der hat das Schlangengift
 mit seinem Blut vertrieben,
 so dass nichts Böses trifft
 die, so ihn herzlich lieben.
 
 12. Was uns von aussen fehlt,
 wird innerlich ersetzet,
 weil unsern Geist nicht quält,
 was unsern Leib verletzet.
 In Armut sind wir reich,
 gesund in kranken Tagen,
 stets fröhlich, wenn uns gleich
 das Trauren scheint zu plagen.
 
 13. Man bringt uns ins Gerücht,
 ob uns schon niemand kennet,
 uns nimmt das Leben nicht,
 was Leib und Seel sonst trennet
 und wenn die Vatersrut
 uns scheinet gar zu töten,
 so wird es eilends gut,
 auch mitten in den Nöten.
 
 14. Drum sag ich noch einmal:
 Bin ich bei Gott in Gnaden,
 kann keine Not noch Qual
 mir an der Seele schaden.
 Glaub und Gebet und Fleiss
 wird endlich das erfüllen,
 dass ich mit Dank und Preis
 stets ehre Gottes Willen.
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